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Belinda Delali Bansah kommt aus Ghana, sie ist Vorsitzende des Vereins Fokus e.V., der die soziale Teilhabe und Sprachförderung von Geflüchteten und Migrant*innen allgemein zum Ziel hat. Ihre Mitstreiter*innen sind von der Elfenbeinküste und aus Nigeria. Die drei haben nicht nur die vielen verschiedenen vegetarischen Gerichte vorher zuhause zubereitet und in großen Warmhaltebehältnissen angeliefert. Auch die zugehörigen Rezepte lagen in der Warenannahme bereits als farbiger Ausdruck zur Mitnahme bereit, damit sie nachgekocht werden können. Doch auch im direkten Gespräch tauschten sich die Frauen und Männer aus Afrika engagiert mit den Besucher*innen über die Zubereitung der einzelnen Speisen aus. Dabei stellte Belinda dann auch gleich fest, wie derartige Kommunikation ganz nebenbei ihre Deutschkenntnisse verbessert. Es war also eine echte WinWin-Situation: Kostenloses leckeres Essen gegen Sprache. Dass während des Nachmittages lediglich 40 bis 50 Besucher*innen den Weg zum üppigen Mittagstisch gefunden haben, lag vielleicht an der Konkurrenz durch die boomenden Weihnachtsmärkte.

“Africa Goes Vegetarian” hieß das Projekt, das neben den kulinarischen Verlockungen auch noch eine Gesprächsrunde zu den Themen Fleischkonsum in der ganzen Welt und insbesondere zum Thema Beeinflussung Afrikas durch Europa anbot. Dazu hatte der Afrikanische Dachverband Norddeutschland gemeinsam mit der Region Hannover und Faust e.V. eingeladen

Eby Tangara vom MiSO-Vorstand und Präsident des AdV Nord, erzählte in der Talkrunde von seinen persönlichen Erfahrungen in seiner Heimat. Er schilderte, dass heute die Menschen in Afrika auch alles haben wollten, was in Europa möglich ist, da sie es ja vorgelebt bekämen. Fleischkonsum sei beispielsweise früher nur in sehr kleinen Mengen üblich gewesen. Doch die europäischen Freihandelsabkommen hätten dafür gesorgt, dass extrem billiges (minderwertiges) Fleisch nach Afrika verkauft werde. Spätestens die nicht vorhandenen “sicheren Kühlketten” seien in diesen Fällen fatal. Doch dies ist nur ein Bespiel neben der sehr komplexen Gesamtsituation. Eby beschrieb die prekäre Lage von kleinen bäuerlichen Betrieben und das Ausmaß des globalen Drucks durch freien Handel und Lobbyismus in den “reichen” Ländern.

Die Anwesenden diskutierten über die Problematik von Freihandelsabkommen und politischem Druck, der von der EU auf afrikanische Staaten ausgeübt wird. Fazit der Diskussion war die Erkenntnis, dass die EU nicht immer weiter Entwicklungspolitik machen sollte, sondern ihre Handelspolitik ändern muss, um die Zerstörung bestehender Strukturen zu vermeiden. Dass eigentlich der Fokus der Veranstaltung der Vegetarismus war, blieb zumindest bei der Diskussionsrunde eher Nebensache. Da allerdings alle Besucher*innen kräftig bei den Speisen immer wieder zugelangt hatten, zeigte sich allein so schon der Erfolg dieses Angebotes. Die migenommenen vegetarischen Kochrezepte werden sich jetzt vielleicht ganz langsam auch in unsere kosmopolitische Küche einschleichen.

(Text: Claudia Ermel/welt-in-hannover.de)