Augn ist wieder da. Muss ja. Die Leute hören schließlich auch nicht auf, haufenweise Scheiße zu labern, obwohl man ja bald gar nix mehr sagen darf. Mit dem Doppelalbum “Gerstenkorn/Fata Morgana” zündet die “Spaßguerilla des humorlosen Humors der paraöffentlichen Filterblase“ (Streckt mal Eure Drogen bei Springer, Jungs!) nun auch die nächste Eskalationsstufe.
16 Songs – die Beats so stumpf wie die Zeit, die Lyrics das Porträt eines durchschnittsdeutschen Familientreffens. Allerdings ohne die Contenance. Hier wird nicht nur grenzdebil genickt, wenn der Fascho-Opa wieder aiwangert oder die lederhäutige Tante von ihrem Lover aus Mombasa schwärmt. Hier sagt einmal was, wenn der Hipster-Cousin multikulti feiert, aber den Prius am Hermannplatz lieber von innen verriegelt. Da wird dem Onkel, der einmal im Jahr die Schinkenstraße vollreihert, aber gnadenlos der Spiegel vorgehalten, wenn er die Tourist*innen-Horden vor seiner Eigentumswohnung in Friedrichshain irgendwie schwierig findet. Hier macht wenigstens noch jemand das Maul auf, wenn der Künstler-Sohn mit Masken-Attest nach Corona-Hilfen geiert oder Retorten-Popstars der Teenie-Tochter das Taschengeld abziehen.
Na toll, war grad so gemütlich – und dann kommen die wieder, diese Augn, und kloppen mit der Axt in die beschauliche Idylle deutscher Dämlichkeit. Aber wenn man mal ehrlich ist – also jetzt mal Klartext – da muss ja auch mal einer – wird höchste Zeit – wo soll das denn noch hinführen – das kann ja so alles nicht weitergehen… Oder etwa doch?
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