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Mit Sicherheit gut ankommen

Ein sozial-kulturelles Schiffsprojekt zu Flucht und Migration geht nach 65 Tagen in Berlin zu Ende

Georg Danzer bringt es auf den Punkt. Die Gedanken über die Freiheit stammen aus seinem Lied, welches am Sonntagnachmittag mitten in Berlin von Silke Saalfrank mit starker Stimme vorgetragen wurde. Mitten im Treptower Park, einer der größten Parkanlagen in der Berliner Innenstadt, hat die Al-hadj Djumaa unmittelbar am Anleger der Kreis und Sternschifffahrtgesellschaft zu ihrer letzten Station auf der Reise durch Deutschland festgemacht. Mit an Bord sind über 70 Skulpturen des dänischen Künstlers Jens Galschiøt und Ausstellungen von Pro Asyl, dem Bremer entwicklungspolitischen Netzwerkes und terre des hommes.

Drei Tage Berlin, das waren zahlreiche Gespräche, Musik und Geschichten rund um das Thema Flucht und Migration. Am Freitagabend fand zum letzten Mal im Projekt die szenische Lesung „Ein Morgen vor Lampedusa“ statt. Ergreifende Bilder und Originaltöne einer großen Schiffskatastrophe aus dem Jahr 2013 wurden von den Mitgliedern der Theatergruppe der Matthiaskirche aus Hannover vorgetragen. Antonio Umberto Riccó hat nach dem Unglück die Zitate zusammengetragen und arrangiert. An diesem Abend war Vito Fiorino zu Gast. Er ist einer der Augenzeugen der damaligen Rettungsaktion und hat mit seinem Schiff, der „Gamar“, vor der Küste Lampedusas 47 Menschen das Leben gerettet. Die INGOMA-Trommelgruppe Berlin mit Musikern aus Burundi brachte am strahlenden Sonnabendmittag den Platz zum Beben. Die druckvollen Rhythmen waren, bis weit in den Park hinein zu hören. Optisch waren die bunt gekleideten Musiker und Tänzer eine Augenweide, die Instrumente, bestehend aus mit Tierfellen bespannten, ausgehöhlten Baumstämmen brachten je 40 Kg auf die Waage. Sie wurden beim Einzug spielend auf den Köpfen getragen.

Am Sonnabendnachmittag gab es in der Jurte einen bewegende Live-Bericht von der Arbeit unseres Projektpartners SOS MEDITERANEE. Till Rummenhohl ist Student. Er hat ein Semester freigemacht und sich an Bord der M/V AQUARIUS begeben. Im Mittelmeer war er an zahlreichen Rettungsmissionen beteiligt und hat mit seiner Crew viele Menschenleben gerettet. Er erzählt sehr authentisch und mit einfachen Worten seine Geschichte und die Fakten rund um die Rettungsaktivitäten. Larissa aus Dresden kommt mit einem sehr betroffenen Gesichtsausdruck nach dem Vortrag aus der Jurte. “Ich kann nicht mehr” sagt sie leise und im Dämmerlicht rollt eine Träne über ihre Wange. “Warum geht es uns hier so gut? Warum sitzen wir hier in Ruhe in einem Zelt und hören die dramatischen Geschichten?” sind Fragen, die sich Luft machen. In die gedämpfte Stimmung mischt sich ein taubes Gefühl, eine Art “Ohnmacht irgendetwas tun zu können” sagt Larissa. Sie geht an diesem Abend mit vielen Fragen aber auch zahlreichen Erkenntnissen nach Hause: “Es sind doch Menschen, die da sterben!”

Am Sonntagabend beendete der Chor der Weltberliner das umfangreiche Programm und sang sich mit Wärme in die Herzen der Berliner. Über tausend Berlinerinnen und Berliner waren zu Gast, manche haben zufällig vorbeigeschaut und andere sind gezielt gekommen.

“Wir haben eine sehr bewegte Reise hinter uns”, sagt Gerald Mennen, geschäftsführender Vorstand von Outlaw.die Stiftung. “Wir sind uns sicher, dass wir auch viel in den Köpfen und Herzen der Menschen bewegen konnten” führt er weiter fort und “Die Aufgabe, den besonders schützenswerten Menschen, Kinder, Jugendliche und Frauen hier in Deutschland ein gutes ankommen zu ermöglichen kann nur mit der Kraft und Unterstützung von uns allen gelingen. Wir müssen anfangen Menschen zu schützen und nicht Grenzen”. Insgesamt zieht Mennen eine positive Bilanz. Viele tausend Menschen sind auf den zahlreichen Stationen deutschlandweit erreicht worden, es hat vereinzelt Kritik und überwiegend starken Zuspruch gegeben. “Dies ermutigt uns, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen.” sagt Mennen am Ende des Projektes in Berlin und “ich möchte den zahlreichen Helfern und Mitarbeitern aber natürlich auch den Unterstützern und über 120 Partnerorganisationen danken”. Ohne das gemeinsame Zutun wäre die Reise nicht möglich gewesen.

Gemeinsam wurde am Sonntagabend dann bei Kerzenschein die Al-hadj Djumaa im Treptower Hafen verabschiedet. Sie macht sich auf die letzte Etappe der Reise zurück in den Heimathafen nach Amsterdam.