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Musik 21-Festival: Voktett Hannover


“The Passing of the Year” – Werke von Jonathan Dove, Daan Manneke, Ernst Krenek, Lili Boulanger, Viljo Tormis und anderen


Sa, 11.11.23

Warenannahme

Rubrik: Livemusik

Einlass: 16:30 Uhr

Beginn: 17 Uhr

VVK: 20 Euro (zzgl. Gebühren)

AK: 20 Euro

Ermässigt: 5 Euro

Die alten Griechen unterschieden zwei Arten von Zeit, die menschengemachte “Chronos” und die natürliche Zeit. Tage und Jahre verlaufen zyklisch, doch durchleben wir Menschen auch eine lineare Entwicklung. Je älter wir werden, desto häufiger blicken wir zurück und reflektieren unsere Erfahrungen und Erlebnisse. Dabei ist die zyklische Struktur von Tag und Jahr für unsere Wahrnehmung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ein unabdingbarer Kompass.

Aktuell – es ist kaum zu leugnen – durchleben wir eine krisenbehaftete Zeit. Pandemie, Krieg und Klimakrise lassen uns in eine ungewisse Zukunft blicken. Es bleibt die große Herausforderung, weder den Kopf in den Sand zu stecken noch in Panik zu geraten. Kunst und Kultur kann dabei helfen, das eigene Leben und die Welt um uns herum zu begreifen und individuelle Antworten auf die großen Fragen des Lebens zu finden. In diesem Sinne haben wir uns auf den Weg gemacht, ein inspirierendes Programm über den Lauf des Lebens, über die zyklische, aber auch die gnadenlos fortschreitende Zeit aufzustellen, das in vielerlei Hinsicht zum Nachdenken und Reflektieren anregt.

“The Passing of the Year” ist ein zeitgenössischer Liedzyklus für achtstimmiges Vokalensemble und Klavier von Jonathan Dove und bildet den Kern des Konzertprogramms. Mit vertonten Gedichten von William Blake, Emily Dickinson, George Peele, Thomas Nashe und Alfred Lord Tennyson beschreibt Dove in sieben Sätzen den Jahreslauf vom Aufblühen des Frühlings und der sich belebenden Natur über die triumphale Ankunft des Sommers mit all seiner Schönheit und schwülen Hitze bis hin zum herbstlichen Gefühl der Sterblichkeit und schließlich zur winterlichen Silvesternacht, in der das neue Jahr feierlich eingeläutet wird. Beim genaueren Hinhören offenbart sich allerdings noch eine zweite, tiefere Ebene der Komposition: Nicht nur der Wandel der Jahreszeiten wird hier besungen, es ist das Leben selbst in all seinen Facetten, mit seinen allumfassenden Erfahrungen von Liebe und Lust, von Trauer und Tod, das hier verhandelt wird. So wird das Werk zur Hymne an das Leben.

Diesem Jahres- und Lebenszyklus sind Werke für Klavier (solo) und Vokalensemble (a cappella) vorangestellt, die sich in ähnlicher Weise mit den Zusammenhängen von Tages- und Jahreszeit und menschlicher Lebenswelt auseinandersetzen. Zu Beginn stehen die vier Quartette op. 92 von Johannes Brahms, die von romantischen Nachtstimmungen über melancholische Herbstreflexionen zu einem sanften Ausdruck der Hoffnung und Wunschträume überleiten. „Organisme“, der zweite Satz aus dem Werk “Dichotomie” für Klavier vom zeitgenössischen Komponisten Esa-Pekka Salonen, verkörpert eine langsam und tief atmende Musik, in der alle Abschnitte organisch ineinander übergehen und kontinuierlich wachsen. Salonen hatte tatsächlich eine Metapher im Sinn: “Ein Baum, nicht ein riesiger, sondern eher eine schlanke Weide, die sich anmutig im Wind bewegt, aber immer wieder zu ihrer ursprünglichen Form und Position zurückkehrt.”

Anschließend folgt ein Jahreszyklus von Frühling bis Winter, stilistisch vielseitig zusammengestellt mit Werken der klassischen Moderne von Ernst Krenek, Veljo Tormis, Lili Boulanger, Frank Bridge und Francis Poulenc. Das zeitlos schwebende “Claire de lune” von Claude Debussy lädt vor dem zweiten Jahreszyklus von Jonathan Dove zum Innehalten ein, zu einem Moment der Ruhe und Einkehr. Einmal steht sie hier still, die Zeit, bevor sie in Doves Passing of the Year zu einem kraftvollen Galopp anläuft. Kaum ein Wesen, kaum ein Zustand wirkt auf uns rätselhafter und mythischer als die Zeit.

“Kipppunkte” – das Musik 21-Festival 2023

Kipppunkte gibt es in Soziologie, Physik, Wirtschaft. In den Künsten: der Entwicklung von Stil-Epochen, Künstler*innen-Biographien, formaler und ästhetischer Gestaltung. In digitalen und analogen Infra- und Netzwerk-Strukturen. In der Klimatologie als Point of no Return. Die Welt wandelt sich, sorgt und beunruhigt viele. Bei aller Instabilität und Überforderung ist sie auch Inspiration und Katalysator für neue künstlerische Reaktionen. Der kreative Zugang zu unseren Umwelten, der provokante Umgang mit dem, was das (gute) Leben bedroht, das Verstärken von Formen liebevollen Miteinanders muss sich in unsteten Zeiten neue Wege bahnen: Mit einem breiten Veranstaltungsspektrum spürt das Musik 21-Festival dem Wesen von Mikro- und Makro-Veränderungen nach und nähert sich so dem Wesen unserer Zeit an.

auführliche Infos:
www.musik21festival.de

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Foto:
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