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Die Rote-Punkt-Aktion in Hannover 1969

Erfolgreicher Bürger*innenprotest gegen die Fahrpreiserhöhungen der hannoverschen Verkehrsbetriebe


„Ein Gespenst geht um in Hannover.
Das Gespenst des Roten Punktes.
Es fährt umsonst!“
(SDS, Hannover 1969)

Am 1.6.1969 erhöhten die zu der Zeit noch überwiegend im Besitz der PreussenElektra befindlichen hannoverschen Verkehrsbetriebe die Preise massiv und ordneten die Fahrpreisstruktur neu. Obwohl Schüler*innen und Student*innen, um Proteste zu verhindern, von den Erhöhungen ausgenommen wurden, organisierten eben diese Protestaktionen, die von weiten Teilen der hannoverschen Bevölkerung mitgetragen wurden. Der Straßenbahnverkehr wurde durch Demonstrationen blockiert und die hannoversche Bevölkerung organisierte den Verkehr über Mitfahrgelegenheiten in Privatautos. Zu diesem Zweck klemmten sich Autobesitzer*innen einen Roten Punkt hinter die Windschutzscheibe und signalisierten damit, dass sie bereit waren, Personen kostenfrei mitzunehmen.

Zeitzeugeninterviews

(Die Interviews geben die Sicht der durchführenden Jugendlichen wieder – sie wurden nicht von uns redigiert)


Sowohl die Blockade-Aktionen als auch die Rote-Punkt-Aktion wurden auf breiter Basis von der Bevölkerung getragen. Nachdem das Innenministerium aufgrund der großen Beteiligung an den Blockaden (5000 und mehr Teilnehmer*innen) keine Möglichkeit mehr zur Durchsetzung der Straßenverkehrsordnung unter Wahrung der Verhältnismäßigkeit der Mittel sah und die Polizei zurückzog, stellten die Verkehrsbetriebe ab dem 12.6.1969 den Betrieb komplett ein. Gleichzeitig wurde die Rote-Punkt-Aktion von breiten Teilen des bürgerlichen Spektrums aktiv übernommen und unterstützt (mehr als 50.000 Rote Punkte wurden verteilt). Am 17.6.1969 entschied die Stadt in Absprache mit der PreussenElektra, die Verkehrsbetriebe zu übernehmen und die Fahrpreiserhöhung zurückzunehmen.

Als erste große Basisbewegung der Bundesrepublik Deutschland war die Rote-Punkt-Aktion ein großer Erfolg und Vorbild für spätere Proteste, die Verbreiterung der Basis führte aber gleichzeitig dazu, dass sich die revolutionären Hoffnungen des SDS und anderer Gruppen in keiner Weise erfüllte.

In den Folgejahren wurden die Fahrpreise dann doch erhöht und die Fahrpreisstruktur geändert. Erneute Mobilisierung konnten an den Erfolg von 1969 nicht mehr anknüpfen.


Quellenmaterialien:

- Ausführliche Quellenmaterialien finden sich auf den Seiten des MAO-Projektes
http://www.mao-projekt.de/BRD/NS/HAN/Hannover_MIE_UESTRA.shtml


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